Die Schweizerische Nationalbank macht Milliardenverluste - Wie verhält sich der Franken?

Als die Schweizer Nationalbank im Januar 2015 die Franken-Deckelung an den Euro aufgab, kam es vielen Investoren einem Schock gleich, dem sogenannten Franken-Schock. Auch reihenweise deutsche Städte und Kommunen traf es. Ein Schock war es im Grunde genommen aber nur deshalb, weil die SNB noch einige Wochen zuvor einen solchen Schritt dementierte.

Für viele Ökonomen war dieser Schritt eine ausgemachte Sache, die Frage bestand lediglich darin, wie lange diese Bindung noch aufrechterhalten werden konnte. Währenddessen wird der Gesamtverlust in 2015 als etwas Negatives dargestellt in der Hinsicht der vorhandenen oder nicht vorhandenen Fähigkeit der SNB mit Interventionen den Markt insgesamt stützen zu können.

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Bild: Schweizer Franken-Kurs nach Milliardenverlust der SNB

Der Verlust ist keine schlechte Nachricht

Der für 2015 anvisierte Verlust von 23 Mrd. Franken (21 Mrd. Euro) kann allerdings nicht per se als schlecht bezeichnet werden. Das Positive dabei ist, dass der Buchwert des Rekord-Verlustes im Juli 2015 noch bei 50,1 Mrd. Franken gelegen hat, also deutlich über dem Gesamtwert für 2015.

Zu diesem Zeitpunkt war neben der Frankenaufwertung auch der gefallene Goldpreis ebenfalls ein Grund für diesen Rekordverlust. Interventionen waren in dieser Zeit eher verhalten, und zielten vor allem darauf ab, den Kurs auf einem Niveau zu halten anstatt eine Abwertung des Franken herbeizuführen.

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Grafik: Euro gegenüber dem Schweizer Franken in 2015

Wie man jedoch unschwer erkennen kann, bewegte sich der Währungskurs EURCHF seit Juli 2015 wieder in Richtung der 1,09 Franken je Euro und machte die entstandenen Buchverluste teilweise wieder wett.

Die Bilanz macht den Unterschied

Die Schweizer Nationalbank agiert als eine Aktiengesellschaft, deren Bilanzgewinn oder -Verlust im Vergleich zu Beginn und Ende einer Periode ermittelt wird. Dabei sind die Wertveränderungen auf der Aktiva- und Passiva-Seite ausschlaggebend, je nachdem wie sich die Währungsbestände und Kurse der jeweiligen Reserven verändern.

Als Aktiengesellschaft schüttet die SNB an ihre Kantone eine Dividende aus. Bleibt diese aus oder wird gekürzt, so ist das am Aktienmarkt unter Umständen kein gutes Zeichen. Bereits im Jahre 2014 hat die SNB schon einmal die Dividende nicht ausgeschüttet, da ein Verlust durch den stark fallenden Goldpreis entstanden war und zu der Zeit die Griechenlandkrise ihren Höhepunkt erreichte.

Die Folge ist, dass Kantone ihre Ausgaben nicht decken können und damit der Arbeitsmarkt in Probleme gerät, zumal hier aufgrund der abrupten Aufwertung des Franken in 2015 und der starken Exportorientierung des Landes sowieso schon einiges an Problemen zu lösen gilt.

Nach dem erwarteten Verlust von 23 Mrd. Franken für das Jahr 2015, will die SNB dennoch 15 % ausschütten. Im Großen und Ganzen kann der Verlust nämlich auf die Aufwertung des Schweizer Franken nach Aufgabe der Deckelung zurückgeführt werden.

Dieser stellt sich aber als weitaus geringer dar, als wenn die Deckelung weiterhin Bestand haben würde und die SNB mit Hilfe neuer Euro-Reserven dagegenhalten müsste, wie der Vergleich zum Buchverlust des ersten Halbjahres 2015 zeigt.

Weitere Berechnungen lassen darauf schließen, dass eine zusätzliche Abwertung des Euro um 12 % im Falle der weiterhin erforderlichen Verteidigung des Franken-Caps, rechnerisch gesehen zu einem Buchverlust führen würde, bei dem der Wert des Franken im Vergleich zu anderen Beständen in der Bilanz unter Null fallen könnte, was so viel bedeutet, dass die SNB praktisch gesehen kein Eigenkapital mehr zur Verfügung hätte.

So gesehen hat sich die SNB mit ihrer Geldpolitik zum einen mit der Aufgabe der Deckelung und der Einführung von Negativzinsen an die Geldpolitiken anderer Notenbanken angepasst und auf der anderen Seite versucht es eine Balance zwischen Kosten und Risiken hinzubekommen.

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Grafik: Verteilung der Reserven der SNB und Umfrage unter Banken zur Geldpolitik der SNB

Wie werden Währungspaare durch die Geldpolitik der SNB beeinflusst?

Der Euro hat in den letzten beiden Jahren gegenüber dem US-Dollar, um knapp 25 % abgewertet. Die SNB geht davon aus, dass der Euro solange schwach bleibt, solange das Anleihekaufprogramm der EZB läuft, also bis mindestens 2017. Die Schwäche geht also nicht primär vom US-Dollar aus, sondern von der Schwäche des Euro.

Dennoch auch die anziehende Geldpolitik der FED spielt ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle bei der Schwäche des Euro, zumal viele andere Länder ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar in der aktuellen Phase ebenfalls abwerten.

Entscheidungen EZB seit 2014 Entscheidungen FED seit 2014
März 2014- EZB kündigt Leitzinssenkung an und den Kauf von Staatsanleihen Ende 2013- FED kündigt Ende des Staatsanleihenkaufs (QE3) an (Tapering)
Juni 2014- EZB senkt Zins um 0,10 % (auf 0,15%) und Einlagezinssatz für Banken auf -0,10 % September 2014- FED beendet QE3
September 2014- EZB senkt Leitzins um weitere 0,10 % (auf 0,05%) Dezember 2014- FED kündigt baldigen Zinsanstieg an (datenabhängig)
Januar 2015- EZB kündigt Staatsanleihekäufe an (März Start) September 2015- FED hebt den Leitzins (Fed Funds Rate) unerwartet nicht an
Dezember 2015- EZB senkt den Einlagezinssatz für Banken auf -0,3% und verlängert das Anleihekaufprogramm Dezember 2015- FED hebt die Fed Funds Rate um 0,25 % (auf 0,25 %-0,50%) an.

Der Währungskurs EURCHF wird dadurch indem Sinne betroffen sein, als dass es wohl seitens der SNB weiterhin Interventionen geben wird um eine gewisse Bandbreite zu halten.

Wird der Euro schwächer und steigt gleichfalls der US-Dollar, weil die FED ihren Kurs der steigenden Zinsen bekräftigt, wird die Dynamik bei der Franken-Aufwertung um einiges stärker ausfallen und wird die SNB mit mehr Aufwand intervenieren müssen, als wenn nur eine EZB den Euro auf niedrigem Kurs hält.

Die neusten Verluste der SNB dürften in diesem Fall erneut steigen, allerdings wird das Ganze um einiges besser zu handeln sein, denn die Verluste gegenüber den Euro-Reserven sollten zum Teil über die US-Dollar Reserven kompensiert werden.

Sofern sich die Verluste also gänzlich über die Kapital-Bilanz darstellen, also auf Währungskursveränderungen zurückzuführen sind, sollten sie nicht überbewertet werden.

Auf der realwirtschaftlichen Seite schreiten Entwicklungen positiv voran, da das schweizerische Wirtschaftssystem laut Ökonomen sehr flexibel ist. Es können demzufolge Kapazitäten, die nicht gebraucht werden ziemlich schnell woanders eingesetzt werden.

Folgende Währungen können laut dem Fachportal Brokervergleich.de gegen den Schweizer Franken gehandelt werden:

  • EURCHF
  • CHFJPY
  • GBPCHF
  • CHFCAD
  • NZDCHF
  • AUDCHF

Zu beachten dabei ist, dass sich Währungskurse bei denen ein und dieselbe Währung gehandelt wird, gegen eine positiv, gegen eine andere negativ verhalten können. So wird der Euro gegen den Schweizer Franken wohl tendenziell aufwerten, obwohl er gegen den US-Dollar abwertet, was ebenfalls mit den Interventionen der SNB zu tun hat. Obgleich man aber auch sagen muss, dass sich diese negative Korrelation seit Aufgabe der Deckelung um einiges abgeschwächt haben sollte.

Quellen:

Frankenschock: War's das? |*ZEIT ONLINE
Schweizer Franken klettert nach SNB-Verlust, Euro etwas fester - Nachrichten - DIE WELT
50,1 Milliarden Verlust für SNB « DiePresse.com
SNB zahlt erstmals keine Dividende | Handelszeitung.ch
Die sechs wichtigsten Überlegungen der SNB | Handelszeitung.ch
Geldpolitik driftet auseinander | Capital

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