Indien wächst – welche Auswirkungen hat das auf die Börse?

Im asiatischen Raum galt lange Zeit China als Hoffnungsträger des Kontinents. Doch zuletzt schien sich eine Blase rund um das Reich der Mitte zu bilden. Eine Blase mit verheerenden Folgen. Der aktuellste Crash zeigt: Nicht nur die Börse der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist am Ende. Es drückt an allen Seiten. Die Suche nach Alternativen ist schon lange im Gange, nimmt angesichts der derzeitigen Meldungen aber gerade jetzt schnell an Fahrt auf. Momentan hoch im Kurs: Indien. Doch wie ist es momentan um die indische Wirtschaft, insbesondere um die Börse, bestellt? Und bietet sich für Anleger vielleicht gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine gute Möglichkeit zu investieren? Eine Hand voll Unternehmen bringt den Erfolg des Landes dabei besonders voran.

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Bild: Wachstum in Indien: Es entstehen nicht nur neue Bauten. Quelle: Boris Stroujko - 196794914 / Shutterstock.com

Angesichts aktueller Zahlen könnte man vermuten, dass es um Indien nicht viel besser bestellt ist, als um den asiatischen Nachbarn China. Auf den ersten Blick auch vollkommen richtig: Sowohl China als auch Indien wurden im Jahr 2016 abgestraft. Doch in Indien steckt – schenkt man Experten Glauben – ein wesentlich größeres Wachstumspotenzial. Um zu wissen, warum das so falsch nicht sein kann, muss man natürlich erst einmal das Land kennen.

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Infografik: Indiens Wirtschaftskraft spricht für das Land- BIP nach Sektoren. Quelle: www.forextradingforen.de

Indien im Porträt

Im Süden Asiens gelegen befindet sich der nach China bevölkerungsmäßig zweitgrößte Staat der Welt: Indien. Mit mehr als 1,29 Milliarden Einwohnern und bekannten Orten wie das Himalaya und der Indische Ozean, hat fast jeder seine persönlichen gedanklichen Verbindungen mit Indien.

Für Investoren besonders interessant: Im Gegensatz zu China handelt es sich um eine Demokratie. Inoffiziell besitzt Indien sogar die größte Demokratie der Welt. Auch die wirtschaftliche Ausrichtung, die im indischen Raum marktwirtschaftlich geprägt ist, spricht prinzipiell für Anleger.

Zwar gibt es auch Schattenseiten wie zum Beispiel die in der Vergangenheit immer lauter gewordenen Korruptionsvorwürfe, doch scheint man auch diese mehr und mehr in den Griff zu bekommen. Regierungschef Narendra Modi, der politisch der Bharatiya Janata Party zugehörig ist, scheint diesen Wachstumsblockierer jedoch erkannt zu haben – zum Erfreuen der Investoren.

Auswirkungen auf die Börse

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Bild: Kursentwicklung des BSE Sensex Index zwischen 2014-2016. Quelle: www.de.finance.yahoo.com

Das Wirtschaftswachstum soll für das Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreswert laut IWF schätzungsweise bei 7,5 Prozent liegen. China muss also um die Vorreiterrolle im Marktwachstum zittern. Das Reich der Mitte wird es schwer haben, den angepeilten Zuwachs von 7,0 Prozent zu erreichen. Auch in Sachen Bevölkerungswachstum ist Indien vorn: Bis 2050 soll Indiens Bevölkerung auf 1,7 Milliarden gewachsen sein. Damit wäre man bevölkerungsreichster Staat der Welt.

An der Börse konnte man gerade in den vergangenen Monaten einen deutlichen Abwärtstrend bei den indischen Aktien feststellen (genau wie bei Aktien aus China). Für Entspannung am Börsenmarkt sorgen aktuell jedoch die extrem preiswerten Öl-Importe. Demzufolge wird sich der indische Markt in naher Zukunft wieder entspannen und könnte für Investoren wieder ein attraktives Anlageziel werden. Noch gar nicht lange ist es her, als das Leistungsbilanzdefizit einen Großteil der Anleger aus Indien ferngehalten hat. Die Situation hat sich gewandelt: Die Börse in Bombay ist wieder zu einem beliebten Ort für Anleger mit besonderem Gewinnstreben geworden.

In aller Kürze:

  • Wirtschaftswachstum in 2015 etwa 7,5 Prozent (Quelle: IWF)
  • Abwärtstrend von indischen Aktien in den vergangenen Monaten feststellbar
  • Niedriger Ölpreis wird für eine positive Trendwende sorgen

Probleme Indiens

Auf dem Weg zur Vorreiterrolle in der globalen Wirtschaft hat Indien noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Damit es zum prognostizierten deutlichen Wachstum an Bombays Börse kommen kann, muss zum Beispiel in die Infrastruktur investiert werden. Der Bedarf im Bereich Flughäfen, Straßen und Seehäfen wird in den kommenden Jahren auf etwa 120 Milliarden Euro geschätzt.

Ein weiteres Problem: Die scheinbar immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Die Armut steigt auch insbesondere infolge des extremen Bevölkerungswachstums überproportional an. Eine wichtige Aufgabe, die es zu erfüllen gilt. Darüber hinaus hat Indien mit einem hohen Maß an Dezentralität zu kämpfen, was teilweise ein Hemmnis für eine gesunde und systematische Entwicklung darstellt. Auch der hohe landwirtschaftliche Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung (rund ein Siebtel, siehe Infografik), macht Experten von tradingapps.info auf lange Sicht Sorgen.

Kurz und knapp:

  • Investitionen in die Infrastruktur (ca. 120 Milliarden Euro) in naher Zukunft notwendig
  • Schere zwischen Arm und Reich muss kleiner werden
  • Dezentralität muss in andere Richtungen entwickelt werden
  • Abhängigkeit von Landwirtschaft langfristig nicht tragbar

Steckenpferde einer Nation

Aktie Branche Umsatz in 2015
Reliance Industries (ISIN: US7594701077) Erdöl und Textil 45 Mrd. US-Dollar
State Bank of India India (ISIN: US8565522039) Finanzen 29 Mrd. US-Dollar
Das derzeit profitabelste Unternehmen aus Indien ist Reliance Industries mit einem Umsatz von zuletzt über 45 Milliarden Dollar und einem daraus resultierenden Gewinn von 5,5 Milliarde US-Dollar. Die 1966 gegründete Aktiengesellschaft erzielt ihren Umsatz primär in der Erdöl- und Textilbranche. Noch ist die Aktie auf einem scheinbar bodenständigen preislichen Niveau. Ob sie sich auch in den kommenden Monaten und Jahren am Markt stabilisieren kann, bleibt dagegen abzuwarten.

Eine weitere wirtschaftlich treibende Kraft des Landes ist die State Bank of India. Es handelt sich hierbei mit 10.000 Filialen und mehr als 100 Millionen Kunden um die größte Bank Indiens. Zuletzt wurde ein Umsatz von leicht über 29 Milliarden Dollar und ein daraus resultierender Gewinn von 2,6 Milliarden Dollar festgestellt.

Aber auch andere Branchen sind gerade dabei, sich erfolgreich an Bombays Börse zu behaupten. Der Aufwärtstrend scheint seinen Lauf zu nehmen. Ob Indien mit seiner derzeit abzuzeichnenden positiven Trendwende langfristig überzeugen kann, bleibt dagegen abzuwarten.

Fazit

Indien präsentiert sich mittlerweile als überzeugender Standort für internationale Anleger. Trader können entweder per CFDs oder im Forex auf die indische Rupie setzen.

Probleme wie Infrastruktur oder Korruptionsvorwürfe werden aktiv in die Hand genommen und versucht, zu beseitigen. Der aktuelle Öl-Preis, der sich weiterhin auf einem Tiefststand befindet, trägt sein Übriges dazu bei, dass die indischen Aktien aktuell überzeugen wie selten zuvor.

Vorbei scheinen die Zeiten, in denen ein Leistungsbilanzdefizit die Wirtschaft des Landes zu Boden zwingt. Der Hype um China nimmt ab und Investoren suchen gerade im Börsenbereich nach überzeugenden Alternativen. Mit Indien bietet sich scheinbar eine solche „China-Alternative“ im nach wie vor potenzialbehafteten asiatischen Raum. Die Auswirkungen auf die hiesige Börse zeichnen sich schon mit einem Blick auf das prognostizierte Wirtschaftswachstum von über 7,5 Prozent ab – ein historisches Wachstum, das dazu führen kann, dass China als volkswirtschaftlich stärkste Nation bald abgelöst werden könnte.

Quellen:

China: Der Crash zeigt: Chinas Börse ist kaputt - Wirtschaft - Süddeutsche.de
https://finanzkun.de/artikel/indien-waechst-schnell/
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Bildquellen:

Boris Stroujko - 196794914 / Shutterstock.com
www.de.finance.yahoo.com